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Schönheit
Die Schriftstellerin Jane Austen

Die Spottdrossel von Hampshire

Jane Austen 1775–1817
Jane Austens Haus in Chawton, Hampshire, kann heute noch besichtigt werden. Nebenan befindet sich die Chawton House Library, eine einzigartige Bibliothek mit Werken schreibender Frauen von 1600 bis 1830

»In die Gesellschaft eingeführt« zu werden war seinerzeit das aufregendste Ereignis im Leben einer jungen Frau. Sie bekam ihr erstes Ballkleid, durfte »erwachsene« Frisuren und Schuhe tragen, und dann folgten all die Tanzveranstaltungen und Teegesellschaften, auf denen sie zeigen konnte, was sie an äußeren Reizen und inneren Werten besaß. Diese Gelegenheiten, angenehm aufzufallen, hatten für das Mädchen selbstverständlich nur einen Sinn: den richtigen Mann zu finden. Die Pfarrerstochter Jane Austen erlebte ihren Ehrentag im Jahre 1792. Sie war siebzehn Jahre alt. Und obwohl sie eigentlich nicht fürchten musste, sitzenzubleiben, zeigte sich doch bald, dass die Einführung in die Gesellschaft für die junge Schriftstellerin – sie hatte schon eine große Anzahl lustiger kurzer Stücke geschrieben, die im Familienkreise aufgeführt wurden – etwas ganz anderes bedeutete als die Ausschau nach dem »Richtigen«, den sie auch nie fand. Wenn Jane tanzen ging, beobachtete sie. Sie flirtete auch, aber sie beobachtete dabei weiter. Und notierte alles im Geiste. In etlichen ihrer Romane wird die Situation »Mädchen auf Ball« geschildert, wobei Austen ihre typische Spottlust keineswegs zügelt. Die Gesellschaft des Georgianischen England, in die eingeführt zu werden die jungen Ladys mit so viel Stolz erfüllt, ist keineswegs das, was sie vorgibt zu sein: eine gute Mutter, sondern ein intrigantes Biest, eitel, töricht und ungerecht, und so manches Mädchen hat sich bei seiner »Einführung« ziemlich verloren gefühlt. Jane selbst gehörte nicht dazu. Sie war selbstbewusst und schnippisch, außerdem zierlich und großäugig, und ihr Beobachtungsposten sicherte ihr Unabhängigkeit. Erstaunt stellte sie fest, dass ihre Ungezwungenheit auf Bällen und Dinnerpartys zwiespältig aufgenommen wurde. Hier galt es, gerade nicht zu sagen, was man dachte, vielmehr ein Spiel zu spielen, nach bestimmten Regeln ein Theater aufzuführen, dessen Text man währenddessen erfand. Fasziniert schaute und hörte Jane zu, wie sich die Damen und Herren um des sozialen Prestiges willen ständig neu maskierten, verbogen, verlachten und verleugneten, bis ihnen die Pose zur zweiten Natur geworden war. Diese Eiertänze, genannt gesellschaftlicher Umgang, wurden zu Jane Austens unerschöpflichem Stoffreservoir. Bald nach ihren ersten Erfahrungen als »eingeführte« junge Dame macht sie sich an die Arbeit und skizziert die ersten ihrer insgesamt sechs großen Romane. Mit zwanzig beginnt sie Stolz und Vorurteil (Pride and Prejudice), ein Jahr später Verstand und Gefühl (Sense and Sensibility). Aber erst 1811 erscheint das erste Werk im Druck. Austen hat ihre Romane immer wieder überarbeitet und umgeschrieben. Was sich so flockenleicht liest, ist das Ergebnis langen Feilens. 

Die Austens lebten in Hampshire, geboren wird Jane 1775 in Steventon. Sie ist von acht Geschwistern das siebte Kind, an die einzige Schwester, die drei Jahre ältere Cassandra, schließt sie sich eng an. Beide Mädchen besuchen eine Schule, was damals nicht selbstverständlich war. Und sie dürfen aus Vaters Bibliothek zur Lektüre wählen, was immer sie interessiert. Die Pfarrersfamilie ist nicht vermögend und muss rechnen, aber sie besitzt Status und hält auf sich. Jane ist nicht weit über den Süden Englands hinausgekommen, und da sie, wie auch Cassandra, nicht heiratete, blieb sie bei den Eltern wohnen. In Bath, wo die Austens eine Zeitlang lebten, fühlte Jane sich unwohl. Hier wurde das snobistische Gesellschaftstheater selbst für ihren Humor zu weit getrieben. Als der Vater stirbt, müssen Mrs. Austen und ihre Töchter mit sehr wenig auskommen. Spätestens jetzt denkt Jane daran, für Geld zu schreiben. Ihr Bruder Henry verhandelt für sie mit Verlegern, und nach einigen Fehlversuchen erhält die Schriftstellerin ihre Chance. Verstand und Gefühl ist auf Anhieb ein Erfolg, zwei Jahre später erweist sich auch Stolz und Vorurteil als Kassenschlager. Die Bücher erscheinen anonym, aber mit dem Hinweis »by a lady«. Die Autorin wollte es so und ärgerte sich, als dann doch bekannt wurde, wie diese mysteriöse Lady hieß. Inzwischen waren die verarmten Damen nach Chawton Cottage in Hampshire umgezogen. Wohnungsgeber war der zu Vermögen gekommene Sohn und Bruder Edward, der selbst im Herrensitz Chawton Great House residierte. Wer Verstand und Gefühl gelesen hat, erkennt die Konstellation wieder: Drei Frauen müssen sich einschränken, während der betuchte Verwandte es besser hat … Aber es dauert nicht mehr lange, bis Jane zum Familieneinkommen beträchtliche Summen zuschießen kann. Das bedeutet ihr viel. Sie ist eine hartnäckige Verhandlerin und zeigt sich dem prominenten Londoner Verleger John Murray, der versucht, sie über den Tisch zu ziehen, gewachsen. In einem Brief an die Schwester sagt sie, er sei ein »Gauner«, wenn auch ein »höflicher«. In einem anderen Fall konnte sie sich nicht durchsetzen. Der Prinzregent Georg IV. ist von ihren Romanen entzückt und wünscht eine Widmung beim nächsten Werk. Austen erkundigt sich, ob sie diese Ehrung ausschlagen dürfe, die Antwort ist Nein, und so beugt sich die Schriftstellerin. Das weitergehende Anliegen des Regenten, doch im nächsten Buch einen Geistlichen wohlwollend darzustellen, lehnt Austen ab. Sie erklärt listig, dafür sei sie nicht gebildet genug. Man hat gegen Austen und ihr Werk eingewandt, dass die schreibende Dame ja kaum in der Welt herumgekommen und ledig geblieben sei, also über Land, Leute und Liebe nur wenig habe aussagen können. Aber beobachten kann man überall, und sei es nur im eigenen Dorf. Wenn dann noch Erzähltalent und Gefühl für die Pointe, ein Auge für die feinen Unterschiede und echt britischer Humor dazukommen, wird große Prosa daraus. Als Jane Austen mit nur einundvierzig Jahren – wahrscheinlich an der Addison’schen Krankheit – stirbt, ist sie eine berühmte Autorin.
Im Bild links: Anne Hathaway als Jane Austen in dem Film Geliebte Jane von 2006, Regie Julian Jarrold.

Satire, Ironie
Die belesene Jane Austen hat ihre Romane gern als Parodien auf die literarischen Moden angelegt. Verstand und Gefühl schließt karikierend an die Romane der sogenannten Empfindsamkeit an, in Die Abtei von Northanger macht sie sich über die Schauerromantik lustig. Auch zu den moralischen Debatten ihrer Zeit lieferte Austen in ihren Romanen witzige Kommentare, gerne in Dialogform, wie sie es in der Jugend als Stückeschreiberin gelernt hatte. 

Tante Jane
Es ist wenig bekannt über Austens Leben. So entstand Raum für die Legende von der »lieben Tante«, die nie etwas anderes sein wollte. Doch ganz so war’s nicht, wie Briefe beweisen. Jane war lebhaft interessiert an Mode und Chic. Ferner: Sie wurde von Männern umworben und erhielt Anträge. Aber das Jawort, das ihre Heldinnen am Schluss so gerne geben, kam ihr nicht über die Lippen. 


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